Über dem Eingangsportal kann man die Zahl 1674 erkennen. Bei Sanierungsarbeiten entdeckten die Ruppendorfer, dass ihre Kirche mindestens 200 Jahre älter ist und es sich damit um eine gotische Kirche handelt. Der Altar hat die Form eines Flügelaltares, aber die Seitenflügel sind nicht mehr beweglich. Ein unbekannter Meister hat zwischen Dippoldiswalde und Freiberg mehrere ähnliche Altäre geschnitzt und gestaltet. Auf dem Taufstein kann man die Jahreszahl 1529 entdecken. Er ist mit einem seltenen Blattmuster versehen.
Am 25.5.2003 konnte, die bis vor kurzem im Altarraum der Kreuzkirche in Dresden stehende Orgel eingeweiht werden. Sie war in den Jahren 1956 bis 1959 von der Firma Jehmlich erbaut worden. Im Jahre 2009 wurde die Kirche mit viel Liebe und Fleiß saniert. 2010 konnten auch die Bleiglasfenster restauriert werden. Mit vielen Eigenleistungen, Spenden und besonderem Engagement haben die Ruppendorfer „Ihre Kirche“ zu einem Schmuckstück werden lassen.
2017 erfolgte eine komplette Außensanierung.
Aus dem Kleinen Kunstführer
Kurzinformation aus dem Kleinen Kunstführer „Ev.-luth. Dorfkirche Ruppendorf“
erschienen im Verlag Schnell & Steiner
In den zur Elbe hin entwässernden Tälern des nach Süden hin mäßig ansteigenden Erzgebirges wurden in der Siedlungsbewegung des Hohen Mittelalters Waldhufendörfer angelegt. Höckendorf und Ruppendorf liegen hintereinander im selben Tal des Höckenbachs und stellen gut erhaltene, kulturhistorisch bedeutsame Beispiele des Siedlungstyps dar. Zugehörig waren bei größeren Dörfern stets Kirchen und des Öfteren Adelssitze. Die Kirchen sind erhalten, von der Ruppendorfer Wasserburg blieb ein Turm. In Höckendorf war wohl stets nur ein Herrenhof (Rittergut) vorhanden.
Die Kirche von Ruppendorf, ursprünglich eine Filialkirche, die erst 1557 den ersten eigenen Pfarrer bekam, gehört zu den einfacheren Saalkirchen, wie sie zahlreich in Sachsen zu finden sind. Aber auch in diesem 1350 als „Ropotendorf“ erwähnten Ort bemühten sich die Generationen und immer wieder wechselnden Ortsherren (von Heinricus de Richenstadt im 14. Jh., über die v. Theler und 1490 den kurfürstlichen Rat Siegfried v. Maltitz bis schließlich zu den wettinischen Landesherrn in deren Amt Dippoldiswalde) um eine angemessene Ausstattung.
Der älteste Teil der Kirche – das Rundbogenportal im Norden – gehört noch dem 13. Jh. an. Somit hatte auch Ruppendorf lange vor der ersten Erwähnung eine eigene Kirche.
Zu Beginn des 16. Jh. erhielt die Ruppendorfer Kirche ein Retabel aus der gleichen Freiberger Werkstatt wie das der Nachbarkirche in Höckendorf. Interessant ist, dass es nicht als wandelbares Flügelretabel ausgeführt ist, wahrscheinlich zunächst aus Sparsamkeitsgründen. 1529 kam das Taufbecken mit flachem Renaissance-Laubwerkdekor hinzu.
1674 wurde die Kirche wohl weitgehend neu errichtet und dabei erweitert. In der Folgezeit entstand eine protestantische Ausstattung, die auch dem Flügelaltar neue Akzente hinzufügte, so ein Abendmahlsbild als Predella. Es hängt heute an der Südwand. Leider sind die älteste Orgel von 1680 und schriftlich überlieferte Malereien der Emporenbrüstung nicht erhalten. Die heutige Orgel wurde 2003 aus der Dresdner Kreuzkirche erworben (Fa. Gebr. Jehmlich, Opus 755, 1958, überarbeitet durch die Fa. A. Schuster & Sohn, Inh. Benjamin Welde).
Heute besitzt die Ruppendorfer Kirche somit einen hellen, typisch protestantischen Charakter, doch mit einigen sehenswerten Akzenten älterer Phasen.
Text: Dr. Markus Hörsch
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