Die Pretzschendorfer Kirche ist eine der größten Dorfkirchen in Sachsen. Sie wurde im Jahre 1732 bis 1733 von Christian Simon erbaut. Wer eine Kirchenführung wünscht kann unter der Nummer 035058/41486 einen Termin vereinbaren. Es lohnt sich hier einzukehren und den Glaubensreichtum zu spüren,  mit dem Gott unser menschliches Dasein erfüllen will.

Aus dem Kleinen Kunstführer

Kurzinformation aus dem Kleinen Kunstführer „Ev.-luth. Dorfkirche Pretzschendorf“

erschienen im Verlag Schnell & Steiner

In Pretzschendorf im Osterzgebirge, einem typischen Waldhufendorf, wurde 1732–1734 auf freiem Baugrund eine neue Dorfkirche erbaut, da in der alten Kirche kaum ein Drittel der Gemeindeglieder Platz fand. Die alte Kirche wurde anschließend abgebrochen. Den Entwurf zum Neubau lieferte der aus Freiberg stammende Landbauschreiber Johann Christian Simon (1687–1760) aus Dresden.

Die Kirche erhebt sich auf leicht ansteigendem Gelände am Ortsrand innerhalb des Kirchhofs und kann von Südwesten vor der unverbaut gebliebenen Ortslage als ein vollkommen symmetrischer Barockbau erfasst werden. Das quer ausgerichtete Kirchenbauwerk steht mit der Turmfassade der nördlichen Längswand leicht schräg zum Dorf hin. Deshalb befindet sich der Altar nicht im Osten, sondern vor der südlichen Längswand.

Der Zentralbau in Form eines langgestreckten Achtecks unter dem hohen Walmdach besitzt mit drei gleichartigen Anbauten und dem Turm eine ganz und gar gleichförmige rhythmische Gliederung, die zugleich die vier Gebäudeachsen hervorhebt.

Beim Innenraum handelt es sich um den ersten Quersaal im kursächsischen Kirchenbau. Dabei sind Taufstein, Altar, Kanzel und Orgel in der Mitte der südlichen Längswand hinter- und übereinander angeordnet, so dass das Gestühl quer zu deren Achse steht, um von den Plätzen her gute Sichtmöglichkeiten gewährleisten zu können. An drei Seiten ist der Raum von dreigeschossigen Emporen umgeben, deren Abfolge nur auf Höhe des ersten Geschosses von den Fronten der beiden nebeneinanderliegenden Patronatslogen an der Haupteingangsseite unterbrochen ist. Der Stützenkranz der Emporenpfeiler trägt die einfache Hohlkehlendecke über dem Binnenraum.

Der Quersaal besitzt den akustischen Vorteil, dass bei einer großen Anzahl unterzubringender Predigthörer alle Plätze eine relativ gleichmäßige Entfernung zur zentralen Kanzel haben. Der lichterfüllte Kirchraum von Pretzschendorf entspricht mit seiner Farbfassung, zu der vor allem die ölvergoldeten Ornamentfüllungen in den Brüstungsfeldern der Emporen gehören, einem höfisch eleganten Festsaal. Zentrum des Raumes ist das Ensemble von Kanzelaltar und Orgel übereinander nach einheitlichem Entwurf des Dresdner Orgel- und Automatenbauers Albert Prockhardt (um 1690–1747).

Die Kirche in Pretzschendorf unterscheidet sich deutlich von den Dorfkirchen der Umgebung, indem die streng symmetrische Gliederung des Baukörpers ins Auge fällt und der Gesamtkonzeption eines Quersaales mit den vollständig in einer Achse ausgerichteten liturgischen Orten entspricht.

Text: Dr. Frank Schmidt

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