Ev.-luth. Stadtkirche „St. Marien und Laurentin“, spätgotische Hallenkirche, 1596-1602 nach einem Stadtbrand wiederaufgebaut, bedeutender Sandsteinaltar und Bünau-Epitaph mit überaus detailreichen Halbreliefs und Skulpturen, ebenso sehenswerte Sandstein-Darstellungen an Kanzel, Taufstein und Seitenepitaphen, Wand- und Gewölbemalerei aus Gotik und Renaissance, älteste erhaltene Jehmlich-Orgel von 1818, die 2003 durch einen Brand größtenteils zerstört und im Zuge der Innenraum-Restaurierung bis 2005 wieder rekonstruiert wurde.

Aus dem Kleinen Kunstführer

Kurzinformation aus dem Kleinen Kunstführer „Stadtkirche St. Marien und Laurentin Lauenstein“

erschienen im Verlag Schnell & Steiner

Eine gute halbe Autostunde südöstlich von Dresden und nur etwa vier Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, gehört der kleine erzgebirgische Ort Lauenstein seit Jahrhunderten zu jener Region, in der die deutsche und die böhmische Kultur in enger Berührung stehen. Der Name des 1340 erstmals erwähnten Ortes rührt vermutlich vom Löwen als Wappenbild des Erbauers oder frühen Besitzers der einstigen Burg. Von ihr sind noch stattliche Ruinen erhalten, aber ein Großteil der Mauern sind im Neubau des mächtigen Schlosses von 1594 aufgegangen. Es birgt heute das sehenswerte Osterzgebirgsmuseum mit seinen umfangreichen Sammlungen.

Obwohl der Ort kaum über 500 Einwohner zählt, wirkt er durch die Lage hoch über dem waldigen Müglitztal und die großen Bauwerke von Kirche und Schloss ausgesprochen stattlich. Nahezu ungestört hat sich in Lauenstein der in Jahrhunderten gewachsene Dreiklang aus Stadtkirche, Marktplatz und Schloss auf harmonische Weise erhalten. Dabei ist die Stadtkirche St. Marien und Laurentin ein echtes Kleinod. Denn hier hat sich der große Glücksfall ereignet, dass mit Günther von Bünau ein reicher Auftraggeber mit Geschmack bedeutende Künstler heranzuziehen wusste. Das feinmaschige, nachgotische Netzgewölbe bestimmt den lichten, weiten Raumeindruck. Aber vor allem beim Epitaph-Altar wie auch beim monumentalen Familiengrabmal in der Bünau-Kapelle kommt Bünaus Kunstverstand zum Ausdruck, weil er ganz auf die bildhauerische Materialästhetik setzte und auf eine Farbfassung oder Vergoldungen verzichtete. Durch die wandhohe Spitzbogenöffnung ist die Kapelle visuell jederzeit präsent, und dass der Blick der den Altar umschreitenden Kommunikanten durch die Gittertür auf das monumentale Familienepitaph fiel, war von Bünau offenbar genau so beabsichtigt. Denn die Vorbereitung der Gläubigen auf den „guten Tod“ war ihm ein echtes Anliegen: 1616 hatte er unter dem Titel „Hertzensseufftzerlein“ ein in weiten Teilen gereimtes Gebet- und Liederbuch aus eigener Feder in Dresden drucken lassen. Es blieb bescheiden anonym und bezieht sich vor allem auf Situationen schwerer Krankheit und Todesnot. Bünau scheint ein bedeutender Mann gewesen zu sein, dessen Lebensführung als vorbildlich beschrieben wird. Entsprechend hoch ist die Zahl lateinischer Epigramme gelehrter Geistlicher auf den 1619 Verstorbenen, mit denen seine gedruckte Leichenpredigt 1620 schließt. Zu Recht wurde 1902 an seine Verdienste erinnert: Lauensteins Kirche und ihre hochrangige Ausstattung sind sein persönliches Vermächtnis, und wer es zu würdigen weiß, wird beim längeren Betrachten mit immer neuen, reizvollen Entdeckungen belohnt.

Text: Dr. Thomas Schauerte

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