Zum Jahresende

Fürchtet euch nicht! Haltet stand, so werdet ihr sehen, wie der Herr euch heute helfen wird.
(2. Mose 14,13) – Losung 2. Weihnachtsfeiertag

Liebe Schwestern und Brüder,

ein in mancher Hinsicht schwieriges und unüberschaubares Jahr geht zu Ende. Von vielen hat es große seelische und körperliche Kraft verlangt. Auch von allen, die in unserer Kirche als Ehren-, Neben- oder Hauptamtliche einen Dienst haben. Ich denke zuerst an die Kirchenvorstände, die ja normalerweise nicht nur mit der Leitung ihrer Gemeinden zu tun haben, sondern in aller Regel noch andere Aufgaben über-nommen haben. Dann die große (und durchaus beglückende) Zahl derer, die ansonsten regelmäßig ihre Bereitschaft zum Einsatz unter Beweis stellen: beim Austragen der Kirchennachrichten, in Kantoreien und Posaunenchören, bei der Ausgestaltung von Gemeindefesten oder dem Vorbereiten des Kirchenkaffees. Dann fallen mir die ein, die mit dafür sorgen, dass die Verkündigung in den Kirchen ihren regelmäßigen Platz behält: die Lektorinnen und Lektoren, Prädikanten und Prädikantinnen, aber eben auch: Pfarrerinnen und Pfarrer im Ruhestand, die es nicht lassen können, von dem zu reden, was sie gesehen und gehört haben (Apostelgeschichte 4,20).
Und dann lese ich in einer Stellungnahme eines Kirchenvorstehers einen solchen Satz: Die Aufgaben in der Gemeinde „erfordern ein vielfältiges ehrenamtliches Engagement unzähliger freiwilliger Helfer, alles in ihrer Freizeit und oft auch zu Lasten des Familienlebens. Wir tun's aber gerne, weil wir die Erfahrung gemacht haben, alles, was wir geben, bekommen wir in anderer Weise um ein Vielfaches zurück." Wie dankbar bin ich dafür!

Zugleich ist mir bewusst: es sind so viele offene Fragen vor uns. Und mir ist dabei klar, dass es bestimmt nicht nur die Fragen unserer Kirche sind, die Menschen ratlos machen, sondern auch ungeklärte Dinge in den Familien, im Beruf, Sorgen um die Gesundheit. Ich weiß, was das für manchen von uns bedeutet.

Sind wir da an einer Stelle, die vergleichbar ist der Situation, die hinter der Losung für den zweiten Christtag steht: das Gottesvolk hat im Rücken die ägyptische Reiterei und vor sich das Wasser des Roten Meeres. Aber ich kann diese Lage nicht anders ansehen, als dass ich den Fortgang der Geschichte mit ins Auge fasse: wunderbarerweise eröffnen sich dann doch gangbare Wege. Von daher lebt für mich die Ermutigung, die Gottes Wort hier ausstrahlt. Es ist kein leichter Weg vor uns, aber Gott wird uns helfen. Können wir uns vorstellen, können wir darauf vertrauen, dass Gott auch für uns Wege eröffnet, die wir heute noch gar nicht zu denken wagen? Und im Blick auf das Geschehen zu Weihnachten: unser Herr hat sozusagen hinter sich die Armut und das Elend in der Krippe – und vor sich das Kreuz. Und Gott eröffnet buchstäblich wunderbarerweise einen Weg.

Ich wünsche uns allen, dass wir in solchem Vertrauen standhalten können, dass uns die vertrauten und schönen Weihnachtstage darin bestärken und dass wir schließlich ermutigt in das neue Jahr mit seinen Verheißungen, seinem Glück und seinen Belastungen gehen können.

Ihr
Christoph Noth

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