Aus dem Kleinen Kunstführer

Kurzinformation aus dem Kleinen Kunstführer „Friedhofskapelle und Stadtkirche Zu unserer lieben Frau Frauenstein“

erschienen im Verlag Schnell & Steiner

Vor 1200 wurde die Burg Frauenstein angelegt, um die Pässe nach Böhmen zu sichern. Bald darauf muss eine erste Siedlung entstanden sein, die sich im Tal, weit unterhalb der Burg, befand. Erstmals fand Frauenstein 1218 urkundliche Erwähnung. Die heutige Begräbniskirche oder Friedhofskapelle in Frauenstein/Osterzgebirge wurde ursprünglich im 14. Jahrhundert als Kirche dieser Siedlung erbaut. Mitte des 15. Jahrhunderts verlegte man die Siedlung an ihren heutigen Standort und errichtete den ersten Vorgängerbau der heutigen Stadtkirche auf dem Marktplatz. Die Ortskirche im Tal wird seitdem als Begräbniskirche genutzt. Im 16. Jahrhundert „fast eingegangen“, errichtete man 1616 unter Nutzung vorhandener Bausubstanz neu. Seitdem besteht die Kirche im Äußeren in fast unveränderter Form fort und sie legt somit ein gutes, authentisches Zeugnis des Kirchenbaus auf dem Land im Osterzgebirge jener Zeit ab. Ab den 1960-er Jahren konnte sie aufgrund des schlechten Bauzustands nicht mehr genutzt werden. Durch die grundhafte Sanierung in den vergangenen Jahren steht die Kirche wieder für sakrale Zwecke und als Friedhofskapelle zur Verfügung.

So unscheinbar die Kirche von außen ist, umso mehr wartet sie im Inneren mit bauhistorischen Überraschungen auf. Einige wurden während der Sanierung entdeckt und tragen zur Bedeutung der Begräbniskirche für die sakrale Architekturgeschichte der Region bei. Nach Abnahme eines Epitaphs wurde das selten erhaltene Motiv des „laufenden Hundes“, eines speziellen Motivs der Wandmalerei, aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gefunden und sichtbar gelassen. 1648 stiftete der Frauensteiner Bürgermeister Caspar Fuhrmann den Altar, wohl zur Erinnerung an seine Kinder, die alle vor dem Erreichen des Erwachsenenalters verstarben. Dieser Altar mit einem Gemälde, das die Familie Fuhrmanns in betender Haltung darstellt, steht bis heute als Kanzelaltar in der Friedhofskirche. Ebenso bemerkenswert sind die zahlreichen, oft lebensgroßen Epitaphe aus dem 17. und dem 18. Jahrhundert, die in einem Akt früher Denkmalpflege auf Initiative Prinz Georgs von Sachsen ins Kircheninnere versetzt wurden, damit sie nicht weiter den äußeren Umwelteinflüssen ausgesetzt wären. Besonders eindrucksvoll ausgeformt sind die Epitaphe für den Pfarrer Johann Kluge (†1613) und den Bürgermeister Caspar Rechenberger (†1617). Beide Grabmäler stammen wahrscheinlich von Hieronymus Eckardt dem Jüngeren (†1624).

Um die Kirche zieht sich der große Friedhof der Stadtgemeinde Frauenstein, der ebenfalls einige neuere bemerkenswerte Grabdenkmäler aufweist. An der Friedhofsmauer befindet sich ein Lapidarium mit aufgefundenen historischen Grabsteinen.

Text: Dr. Konstantin Hermann

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